Die Tücken des Präsenzunterrichts

Zehn Monate reiner Online-Unterricht bedeutete in meiner Praxis, dass die Teilnehmenden ihre Kompetenzen als Erwachsenenbildner/innen oder Praxisausbildner/innen erweitert haben, ohne dass wir einander je physisch begegnet sind.

Zehn Monate lang habe ich daheim vor dem Laptop einer Kursgruppe im distance learning Inhalte vermittelt, digitale Visualierungshilfsmittel eingesetzt, die Teilnehmenden zu Gruppenarbeiten in Breaking-out-Rooms angeleitet, Diskussionen moderiert, Unterlagen auf dem elektronischen Weg verteilt, viel gelacht bei den Aktivierungs-spielen und Erfolge mit einem virtuellen Apéro gefeiert. Es hat sehr gut geklappt und trotzdem…

Heute, am 21. August 2021, freue ich mich, wieder einen Lehrgang im Präsenzmodus zu starten. Wieder einmal im direkten Austausch mit den Studierenden zu sein, die Körpersprache wahrzunehmen, Methoden mit Bewegungselementen anzuleiten, Erkenntnisse auf Flipcharts zu notieren und, und, und…Doch dann wird mir bewusst: Lehren vor Ort braucht eine andere Vorbereitung, weil ich zum Beispiel die Literatur nicht einfach so schnell aus meinem Büchergestell zücken kann. Welche Bücher packe ich ein? Am Vorabend dann der Schreck: Mein Adapter liegt an der aeB in Zürich – vergessen nach der Vor-Ort-Sitzung. Nach ein paar Aufrufen im Freundeskreis ist dieses Problem dann schnell gelöst.

Am Samstagmorgen, um 6.45 Uhr am Bahnhof, erinnere ich mich daran, dass ich während der Fernunterrichtszeit um diese Zeit eine Runde gejoggt bin und trotz-dem um 8.45 Uhr den Kurs eröffnet habe. Beim Einsteigen in den Zug merke ich: Das Handy liegt daheim – nichts mit Fairtiq lösen. Die Fahrt nach Basel kostete mich dann CHF 113.80. Beim Aussteigen lass ich die Flipchartrolle im Gepäcknetz liegen und bemerke es zum Glück noch rechtzeitig. Nun nur noch schnell den Schlüssel bei der Alarmzentrale abholen, weil das Bildungshaus am Samstag menschenleer ist. Doch da ist das grosse Eisengitter geschlossen und der andere Zugang ebenfalls verriegelt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mit meinem Sommerkleidchen über die Mauer zu klettern, um ans Fenster zu klopfen und so den Schlüssel in Empfang zu nehmen.
Auf der Heimfahrt – sehr zufrieden mit dem Verlauf des Kurstages – denke ich darüber nach, wie sehr ich den Entscheid der aeB für ein blended-learning-Setting begrüsse. So können wir die Vorteile des Präsenzlernens mit den Vorteilen des e-Learning verbinden und unseren Teilnehmenden ein stimmiges Lernarrangement anbieten.