Hätte hätte Fahrradkette

Tagtäglich sind wir damit konfrontiert, dass wir uns in irgendeiner Form entscheiden müssen. Wie fällen wir die besten Entscheidungen? Hören wir besser auf unseren Verstand, oder lassen wir unseren Gefühlen den Vortritt?

Das ganze Leben auf die richtige Chance zu warten oder – umgekehrt – unseren verpassten Chancen nachzutrauern, haben eines gemeinsam: Wir haben oft nicht den Mut, Entscheidungen zu treffen. Wenn es um Entschlossenheit und verpasste Möglichkeiten geht, findet man noch diverse weitere Sprichwörter. Das vielleicht bekannteste: «Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär». Warum tun wir uns so schwer mit dem Entscheiden? Viele von uns haben fortwährend das Gefühl, allenfalls eine noch bessere Gelegenheit zu verpassen. Wenn wir in unserem Leben im WENN verharren, verpassen wir das Hier und Jetzt.

Richtig entscheiden
Was sind die richtigen Entscheidungen? Gerade für Menschen, welche sich nicht gerne entscheiden, ist dies immer wieder eine grosse Herausforderung. Dass dies für viele Erdbewohner eine Hürde darstellt, hat auch die Hamburger Hip-Hop-Band «Fettes Brot» in ihrem Song verarbeitet: «Ja, äh Nein, ich mein Jein!». Humor kann da manchmal sicherlich helfen, um eine vermeintlich schwierige Entscheidung zu entspannen. Doch wenn es sich um die wirklich wichtigen Dinge im Leben handelt, können diese nicht mit Humor oder Sprüchen geklärt werden. Oft quälen wir uns mit unterschiedlichsten Themen und schieben einen klaren Entscheid vor uns her:

• Soll ich eine Weiterbildung machen oder eine solche abbrechen?
• Ich würde doch so gerne meinen Traum der Selbstständigkeit verwirklichen – doch bin ich bereit, die Sicherheit meines geregelten Einkommens aufzugeben?
• Gebe ich meiner Beziehung noch eine Chance, oder habe ich den Mut, mich zu trennen?

Wenn Ihnen das Beantworten solcher Fragen schwerfällt, können folgende Fragen zu mehr Klarheit und objektiverer Einordnung helfen:

• Welche unterschiedlichen Optionen habe ich?
• Was ändert sich, wenn ich mich für Option X entscheide?
• Was wäre das Schlimmste, was resultierend auf meiner Entscheidung eintreffen könnte?
• Was wäre die positivste Folge, welche aus meiner Entscheidung resultieren könnte?

Das Beantworten dieser Fragen ermöglicht Ihnen eine intensivere Auseinandersetzung mit Ihrer Herausforderung. Zudem gehen Sie, bedingt durch die Beantwortung, in Ihrem Unterbewusstsein auf die Reise hin zu möglichen Optionen und dem An-freunden mit der anstehenden Entscheidung.

Wie kommen Entscheidungen zustande?
Viele Menschen quälen sich mit Entscheidungen, indem sie diese herauszögern. Dies meist mit der Hoffnung, dass dies dann schon gut komme und sich von allein lösen wird. Am anderen Ende dieser Kette sind die Menschen, welche mutig und voller Zuversicht Entscheidungen fällen und dabei sehr erfolgreich sind – ja, das Glück buchstäblich auf ihrer Seite haben. Wieso gehen wir Menschen mit dem Fassen von Entschlüssen so unterschiedlich um? Sucht man hier Antworten in der angewandten Psychologie, trifft man auf den Umstand, dass wir persönlich in diesem Fall jeweils unseren Verstand und unsere Gefühlsimpulse – oft auch Bauchgefühl genannt – miteinbeziehen. Sämtliche Ereignisse, welche wir im Leben erfahren dürfen, bringen wir entweder mit einem angenehmen oder unangenehmen Gefühl in Verbindung und speichern dieses im limbischen System unseres Hirns ab.
Wenn für uns nun eine Beschlussfassung ansteht, erzeugt unser Hirn automatisch Bilder über künftige Szenarien, welche vor unserem inneren Auge ablaufen. Wir vergleichen diese dann mit unserer inneren Erfahrungsdatenbank. Dieser Prozess geschieht innerhalb kürzester Zeit und unbewusst.

Doch wenn wir hier einen Treffer finden, welcher eine Erfahrung beinhaltet, die wir bereits machen durften, bewerten wir diese automatisch. Diese Bewertung ist dann von der Art des damals empfundenen Gefühls abhängig. Löst dieses in der Magengegend Schmetterlinge oder eher Schmerzen aus? Haben wir einen Kloss im Hals, oder lässt uns dieses befreit durchatmen?


«ENTSCHEIDUNGEN, DIE IN UNS KEINE GUTEN GEFÜHLE UND EINEN POSITIVEN TATENDRANG HERVORRUFEN, SIND IN DER REGEL AUCH NICHT GUT FÜR UNS.»
Amos Tversky, Cambridge University

Verstand und Emotionen in Kombination berücksichtigen
Der amerikanische Hirnforscher Antonio Damasio gab diesen vorab beschriebenen Signalen den Namen «Somatische Marker» und bewies deren Existenz im Rahmen von mehreren Studien. Die-se Studien lassen Stand heute folgende Schlussfolgerung zu: Kluge Entscheidungen werden von Menschen getroffen, wenn diese den Verstand und Emotionen berücksichtigen und einer Situation angepasst miteinander in Einklang bringen.

Wenn wir uns nicht entscheiden können Welchen Hürden sind wir ausgesetzt, wenn wir uns mit Entscheidungen schwertun? Hierzu hat die Psychologin Maja Storch folgende Antwort bereit: «Das haben wir davon, wenn wir unsere Emotionen nicht zu Wort kommen lassen.» Oder anders ausgedrückt: wenn wir uns ausschliesslich unseres Verstands bemühen und unsere Gefühle ausser Acht lassen. Oft verfallen Menschen mit dieser Neigung in ein schier unendliches Abwägen von Vor- und Nachteilen, Gegenüberstellen von Argumenten und Gegenargumenten – und werden mit diesem Verhalten entscheidungsunfähig. In der Zeit, in der die einen am Grübeln sind, nehmen die zuversichtlichen und mutigen Zeitgenossen ihr Schicksal selbst in die Hand und fällen Entscheidungen und setzen diese auch konsequent um.

Nicht immer den sicheren Hafen wählen Unsere Psyche hat die Tendenz, dass wir uns sehr gerne für den Zustand der aktuellen, uns bekannten Situation entscheiden. Denn dieser ist uns vertraut und meist immer noch besser, als wenn wir mit diesem nicht wirklich zufrieden sind. Doch wenn wir auf Sicherheit setzen wollen, hat dies zur Folge, dass wir faktisch stehen bleiben. Wenn Sie zu den Menschen gehören, welche sich mit dem Entscheiden schwertun, empfiehlt sich, mit kleinen Entscheidungen im Alltag zu starten – es muss ja nicht gerade die Kündigung Ihres Jobs sein. Warum nicht einmal einen anderen Arbeitsweg wählen? Oder sagen Sie Ihren Freunden bei der Planung des nächsten Treffens, dass Sie keine Lust auf ein Gesellschaftsspiel haben – statt sich der Mehrheit zu beugen. Die kleinen Schritte werden Ihnen zeigen, dass Sie in der Lage sind, mit den Konsequenzen von Entscheidungen umzugehen. Sollte Ihnen dabei ein Fehltritt passieren – was übrigens auch normal ist –, werden Sie feststellen, dass dieser nicht gleich den Weltuntergang bedeutet.

Nehmen Sie also die anstehenden Herausforderungen Ihres Lebens an und seien Sie mutig, indem Sie entscheiden und die Konsequenzen mit Eigenverantwortung tragen. Ihr Mut – gepaart mit Gefühl und Verstand – wird auf jeden Fall belohnt.