MAS SCOB – was Sie schon immer über die Ausbildung wissen wollten

Ein offenes und authentisches Interview mit Eva Maria Imboden, Studiengangsleiterin CAS B und Dozentin an der aeB Schweiz.

Der Studiengang MAS SCOB bei der aeB Schweiz wurde mit der Durchführung 2020 neu konzipiert. Was ist neu und was hat das für Auswirkungen?

Aus meiner Sicht ist der Lehrgang übersichtlicher gestaltet, sodass Interessierte schnell einen Überblick gewinnen. Die Bezeichnung der CAS orientiert sich an den Inhaltsschwerpunkten. So ist auf einen Blick erkennbar, welches CAS welchen Bereich abdeckt. (CAS B – Grundlagen der Beratung; CAS SV – Supervision und Teamcoaching; CAS OB – Organisationsberatung und Coaching).
Gleichzeitig wurden die Stärken des bisherigen Angebots beibehalten. So wird u. a. weiterhin ein integrativer Beratungsansatz gelehrt. Sämtliche Dozierende sind aktiv als Beratende tätig und gewährleisten so einen authentischen Theorie-Praxis Bezug.
Die Rückmeldungen der Studierenden sind sehr positiv. Sie schätzen den roten Faden durch die CAS und auch, dass dieselben Dozierenden in mehreren CAS mitwirken und dadurch Kontinuität und eine gemeinsame Haltung vermitteln.

Kann ich auch ein einzelnes CAS abschliessen? Muss ich mich da von Anfang an festlegen?

Wie bei allen modularen Angeboten ist es möglich, ein einzelnes CAS abzuschliessen. Wer frisch in die Beratung einsteigt, kann sich im CAS B die Grundlagen für prozessorientierte Beratung aneignen. Wer bereits länger im Bereich Prozessberatung tätig ist, kann zur Erweiterung des eigenen Portfolios auch den CAS Supervision und Teamcoaching oder den CAS Organisationsberatung und Führungscoaching einzeln absolvieren. Und natürlich kann auch von Beginn weg ein DAS- oder MAS-Abschluss geplant werden; diese Abschlüsse berechtigen zur Mitgliedschaft des Berufsverbandes bso.

Viele «beraten» bereits aufgrund ihrer Position in ihrer täglichen Arbeit. Wozu eine Ausbildung? Welche Vorkenntnisse braucht es?

Viele bringen in der Tat einen reichen Erfahrungsschatz mit. Oft sind Beratungen am Arbeitsplatz auf die Führungsaufgabe oder Experten- und Fachberatung ausgerichtet. Die Ausbildung an der aeB stellt die Prozessberatung in den Mittelpunkt. Bekannte Formate hierzu sind Supervision, Coaching und Organisationberatung; alles Beratungen, bei denen die Fachkompetenz bei den Klient/innen bleibt und die Beratungsperson grundsätzlich mit Fragen und nicht mit Ratschlägen führt und begleitet. Für die Ausbildung wird neben beraterischer Erfahrung ein Tertiär-Abschluss verlangt. Damit das Gelernte konkret umgesetzt werden kann, braucht es von Beginn weg auch ein eigenes Beratungsfeld.

Wieviel Zusatzarbeit kommt nebst dem Unterricht noch auf mich zu? Wie sieht die Abschlussarbeit aus und wie aufwändig ist sie?

Der Arbeitsaufwand orientiert sich an den 15 ECTS-Punkten. Im CAS B heisst dies konkret: 20 Tage Präsenzunterricht plus 9 Stunden Gruppenlehrsupervision. Im Schnitt kann davon ausgegangen werden, dass neben den Präsenztagen noch einmal so viel Zeit für das Selbststudium dazu kommt. Diese variiert jedoch nach dem persönlichen Lerntempo und den bereits erworbenen Kompetenzen.
In die Selbstlernzeit fallen u. a. auch 18 Stunden selbstorganisierte Intervision und die Zertifikatsarbeit. Im CAS B bedeutet dies, eine konkrete Beratungssequenz zu beschreiben, vertieft zu reflektieren und mit erworbenen Theorien und Modellen in Bezug zu bringen. Die Absicht dahinter: In der Beratung bin ich als Person mein wichtigstes Instrument. Deshalb ist es essentiell, dass ich mich und meine Interventionen immer wieder reflektiere und mir meiner Rollen- und Beratungsgestaltung bewusst bin. Nur so kann ich gegenüber Klientinnen und Klienten transparent und professionell sein.

Ich strebe eine Selbständigkeit an. Kann ich mich nach Abschluss des CAS Beratung selbständig machen? Oder wie und wo kann ich meine Kenntnisse idealerweise einsetzen?

Der geeignete Zeitpunkt zum Einstieg in die Selbständigkeit hängt von verschiedenen Aspekten ab. Einerseits braucht es fundierte Beratungs-Kenntnisse, zusätzlich jedoch auch gute Vernetzung im Arbeitsmarkt und den «Biss», sich im Beratungsfeld behaupten zu wollen. Da ist es hilfreich, eine anerkannte Ausbildung vorzuweisen und sich zum Beispiel im Berufsverband für Supervision, Coaching und Organisationsberatung bso zu vernetzen.
Mit der Beratungsausbildung an der aeB ist es jedoch auch möglich, weiterhin seine Kompetenzen als interne Berater/in im Betrieb einzusetzen, als Mentor/in Berufseinsteigende zu begleiten oder Beratungsaufgaben aus der Führungsrolle differenziert wahrzunehmen.

Was zeichnet die Ausbildung bei aeB Schweiz besonders aus?

Sie ist sehr praxisorientiert und legt grossen Wert auf ein integratives Beratungsverständnis. Die Studierenden erhalten Einblick in unterschiedliche Theorien und erarbeiten sich im Verlaufe der Ausbildung ein eigenes Beratungskonzept, in dem ihre eigenen Stärken zum Ausdruck kommen und in dem sie eigenständig definieren, an welchen Grundlagen sie sich orientieren. Auch wenn alle dieselben Inhalte erarbeiten, sollen sie doch ihre ur-eigene Beratungsidentität entwickeln.

Hat sich der Aufbau dieser Weiterbildung aufgrund gewonnener Erfahrung – wie z. B. durch Distance Learning – verändert?

«Ich habe mir Distance Learning nicht gewünscht und war sehr überrascht, wie viel auch in diesem Setting möglich ist.»

Eva Maria Imboden

Die Studierenden haben sich sehr gut darauf eingelassen. Ich als Dozentin wurde im Unterrichtssetting noch mehr herausgefordert, prozessorientiert vorzugehen, weil das digitale Setting dafür ideale Voraussetzungen bietet. Diese positiven Erfahrungen regen an, auch künftig Ausbildungssequenzen im blended learning Setting anzubieten. Eine gute Mischung finde ich wichtig, weil im digitalen Setting zwar vielfältigste und tiefgründige Erfahrungen gemacht werden können, das analoge Setting jedoch den ganzen Menschen – und die Dynamik in der Lerngruppe – anders wahrzunehmen hilft.

Wer sind die Dozierenden?

Im CAS B sind alle Studiengangsleitende des MAS SCOB eingebunden: Silvio Sgier (CAS Supervision und Teamcoaching), Marianne Alpstäg (CAS Organisationsberatung und Führungscoaching) und Benjamin Moser (Bereichsleiter MAS SCOB). Dies trägt zu einem gemeinsamen Beratungsverständnis bei und zu einem Zugehörigkeitsgefühl, das ich sehr wertvoll finde. Helene Nüesch, eine langjährige Dozierende der aeB, Tom Schmid und Christian Käser vervollständigen das Dozierendenteam des CAS B. Für die Lehrsupervision sind vom bso anerkannte, langjährige Supervisorinnen und Supervisoren im Einsatz.

Welche Schwerpunkte der Beratungsausbildung unterrichten Sie besonders gerne? Warum?

Ich bin eine begeisterte Prozessberaterin und habe in meiner damaligen Beratungsausbildung Präsenz und Umgang mit dem, was grad ist, als extrem gut vermittelt erfahren. Daher schlägt mein Herz stark dafür, die Studierenden für das, was sich «dazwischen» zeigt und im «Hier und Jetzt» ist, zu sensibilisieren. Sich als Berater/in überraschen lassen und sich zurückzulehnen, im es «nicht besser wissen» als die Klient/in finde ich enorm wichtig.
Die Haltung in der Beratung, die Kontaktgestaltung und das Gehen mit dem Prozess sind für mich von grösster Bedeutung. Dazu sind Vorgehensweisen, wie das Arbeiten mit (Sprach)-Bildern, Geschichten und gestalterisches Tun sehr hilfreich und bereichernd. Denn in Momenten der «Enge» ist es hilfreich, zuerst einmal auszulegen, was beschäftigt, zu benennen, was schwierig ist, und ein zuhörendes Gegenüber zu haben.
Dies lädt ein, Geschichten auch mal anders zu erzählen und Neues und Ungewohntes zu entdecken. Und wenn Worte fehlen, braucht es Raum für die Stille oder die Möglichkeit, sich anders Aus-Druck zu verschaffen. Zum Beispiel «die Wand», die man in einem Projekt vor sich sieht, auch mal zu zeichnen, um sie zu erkunden, die Beschaffenheit zu verstehen, die Vor- und Nachteile in Erfahrung zu bringen.
Unsere Aufgabe ist es, in solchen Beratungssequenzen ganz wach und aufmerksam da zu sein, zuzuhören, nachzufragen, zusammenzufassen, zu spiegeln, zu klären und den Prozess zu begleiten. Dies hilft, die Sichtweise des Gegenübers zu begreifen und eröffnet den Be-ratenden und den Beratenen neue Blickwinkel. Beraten ist nicht ein «Machen», sondern ein Da-Sein für das, was sich jetzt zeigen und entwickeln will.