Didaktische Ausrichtung der aeB Schweiz
Die didaktische Ausrichtung der aeB Schweiz ist die Basis für unsere Bildungsarbeit. Diese widerspiegelt sich in unseren Angeboten und soll mit den Teilnehmenden gelebt und erfahren werden.
Die didaktische Ausrichtung setzt sich zusammen aus dem verstandenen Menschenbild und dem definierten Bildungs- und Lernverständnis. Diese Grundsätze sind in zentralen Leitsätzen zusammengefasst und beschreiben und begleiten das didaktische Handeln in der Bildungspraxis.
Unser Menschenbild und Bildungsverständnis
Dem Lehren und Lernen legen wir ein positives Menschenbild zu Grunde. Wir gehen davon aus, dass Menschen während ihres ganzen Lebens fähig sind, sich zu entwickeln und zu lernen. Unsere Erfahrung zeigt uns, dass eine positive Haltung und entsprechendes Handeln in der Bildungsarbeit nachhaltig wirksam ist.
Der Mensch ist gleichzeitig frei, selbständig und gesellschaftlich eingebunden. Bildung ist die Voraussetzung, um für sich selber und zusammen mit anderen Menschen Sinn zu schaffen. Lernen und der Aufbau von Kompetenzen dienen der Erfahrung der Selbstwirksamkeit des Menschen, der Gestaltung der Beziehungen zu anderen Menschen sowie der Entwicklung und Beibehaltung beruflicher Leistungsfähigkeit.
Im Mittelpunkt unserer Bildungsarbeit steht eine umfassende Reflexion der eigenen beruflichen Tätigkeit, mit dem Ziel, bei den Studierenden das Bewusstsein für Autonomie und Selbstverantwortung zu fördern und ein Handeln aus diesem Bewusstsein heraus zu unterstützen. Wir pflegen ein ganzheitliches Verständnis von Bildung und stehen für ihre vielseitige, pluralistische Funktion ein, insbesondere bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Wir fördern aktiv die Verbindung von „Bildung“ mit der „Welt“ und „Umwelt“ und gewähren im Lernprozess die dafür notwendige Zeit.
Unser Lernverständnis
Unserem Verständnis von Lernen liegt eine kognitiv-konstruktivistische Sichtweise zu Grunde. Erkenntnisse der Kognitionsforschung sowie der Neurowissenschaften verfolgen wir aufmerksam-kritisch und berücksichtigen sie, soweit die Ergebnisse für das institutionalisierte Lernen bedeutsam sind.
Nach Mandl und Reinmann-Rothmeier (1997) ist Lernen ein „aktiv-konstruktiver Prozess, der stets in einem bestimmten Kontext und damit situativ sowie multidimensional und systemisch erfolgt. Die Ergebnisse des Lernens sind infolge individueller und situationsspezifischer Konstruktionsvorgänge nicht vorhersehbar.“
Wir verstehen unter Lernen den Aufbau, die Erweiterung und Veränderung von Wissens- und Könnensstrukturen. Die vorhandenen Denk- und Handlungsmuster werden durch Konstruktion und Rekonstruktion angepasst, erweitert und verändert. Dieser Konstruktionsprozess geschieht am besten in der individuellen Auseinandersetzung mit herausfordernden und komplexen Situationen sowie in sozialen Interaktionen und gemeinschaftlichen Aushandlungsprozessen.
Lernen ist gleichermassen ein emotionaler wie zielgerichteter Prozess, ist kontextgebunden und befindet sich beim institutionellen Lernen immer im Wechselspiel von Selbst- und Fremdsteuerung. [1]
Leitsätze für unser didaktisches Handeln
Wir arbeiten konsequent kompetenz- und ressourcenorientiert
- Wir erheben und aktivieren gezielt die Interessen und Ressourcen der Studierenden als Ausgangsbasis, damit sie im Lernprozess genutzt und für den individuellen Lernweg weiterentwickelt werden können.
- Wir fördern das aktive Lernen, damit Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten besser erworben werden können.
- Wir schaffen konkrete, realitätsbezogene Lernsituationen, um den Studierenden neue Erkenntnis-, Erfahrungs- und Handlungsperspektiven in den verschiedenen Kompetenzbereichen zugänglich machen zu können..
Selbstverantwortung ist uns wichtig
- Wir achten darauf, dass die Studierenden Selbstverantwortung für das eigene Lernen übernehmen und den Gruppenprozess aktiv mitgestalten können.
- Wir leiten die Studierenden an, neben den kollektiven Unterrichtszielen ihre individuellen Lernziele zu formulieren und zu überprüfen.
- Wir unterstützen das Ineinandergreifen von selbstgesteuerten und begleiteten Lernformen. Selbstgesteuertes Lernen kann nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden, sondern wird durch die didaktische Anlage gefördert und gefordert.
- Wir beteiligen die Studierenden aktiv und handelnd an der Gestaltung ihrer Lernprozesse.
Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit
- Wir regen Lernen durch Interaktion und Kooperation an.
- Wir gestalten Lernprozesse achtsam, transparent und unter Einbezug der Lebens- und Erfahrungswelt der Studierenden. Wir bedienen uns dazu auch bewusst der Kraft von „nützlichen Störungen“ im Sinne von produktiver Irritation.
- Wir bilden immer auch die Persönlichkeit, indem in unserer Bildungsarbeit die Selbst- und Mitbestimmung und die Solidarität nebst den inhaltlichen und formalen Aspekten eine zentrale Rolle spielen.
Muster und Zusammenhänge erkennen
- Wir gestalten attraktive und relevante Lernsituationen, welche anregen, selber weiter zu denken.
- Wir zeigen anhand exemplarischer Ausbildungsthemen auch die übergeordneten Zusammenhänge. Damit geben wir den Studierenden die Möglichkeit, sich angrenzende und weitergehende Inhalte selbstständig zu erschliessen.
- Wir ermöglichen individuelles und gemeinschaftliches Lernen und schaffen ein Lernfeld, das ein Ineinandergreifen von Theorie und Praxis ermöglicht.
- Wir reflektieren mit den Studierenden ihr eigenes Praxiswissen, indem wir dieses mit aktuellen wissenschaftlichen Ansätzen in Verbindung bringen.
- Wir fördern bewusst ein ganzheitliches Lernen – im Widerspruch zur Kultur der „Atomisierung“ in minimale Lernschritte.
Von der Praxis zur reflektierten Praxis
- Wir machen unser didaktisches Handeln und Leitungsverhalten als Dozierende zum Thema mit dem Ziel, dass Reflexion als gelebte Praxis für Studierende erlebbar wird.
- Wir regen die Studierenden an, ihre Wahrnehmung, ihre Denk- und Handlungsabläufe sowie ihr Problemlöseverfahren kritisch zu hinterfragen und zu optimieren.
- Wir leiten die Studierenden immer wieder zum Praxistransfer und zur Reflexion dieses Transfers an.
Wirksames Lernen ermöglichen und überprüfen
- Wir richten das Lernen auf kompetentes Handeln in der Praxis aus und stellen die Entwicklung der Performanz der Studierenden damit in den Mittelpunkt unserer Arbeit.
- Wir achten darauf, die didaktischen Anlagen so zu gestalten, dass sich die Studierenden darin die wesentlichen Ressourcen für die angestrebte Kompetenz aneignen, erweitern und kombinieren können.
- Wir leiten die Studierenden laufend zur Überprüfung der Performanz an und vereinbaren gemeinsam weiterführende Massnahmen.
[1] Mandl H., Reinmann –Rothmeier G. (1997): Wissensvermittlung: Ansätze zur Förderung des Wissenserwerbs. In: Enzyklopädie der Psychologie; Wissen; Kognition. Göttingen: Hogrefe