Der Weg ist das Ziel

«Der Weg ist das Ziel» ist ein Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius. Er will damit sagen, dass der Weg, also der Lernprozess, eigentlich wichtiger ist als das angestrebte Ziel selbst.

Zielstrebigkeit, also Ziele setzen und konsequent verfolgen, ist in unseren Breitengraden durchaus eine sehr lobenswerte Eigenschaft. Oftmals möchten wir ein Ziel schnellstmöglich erreichen, nach Plan, ohne Stolpersteine und vor allem ohne Zeitverlust. Meistens rechnen wir auch nicht vorneweg mit Hindernissen oder Schwierigkeiten, geschweige denn, dass wir diese freudig willkommen heissen. Es geht schnell vergessen, dass alles im Leben ein Prozess ist und dass ein gewisser Aufwand, mögliche Hürden und allfällige Umwege ebenfalls Platz haben und eingerechnet werden sollten. All dem auch noch etwas Positives abzugewinnen, klingt für manch einen wohl etwas fehl am Platz.

Allerdings werden wir ziemlich sicher sehr viel mehr Zeit damit verbringen, ein Ziel zu verfolgen, als das Ziel tatsächlich zu leben. Daher ist der Weg dahin eigentlich der wichtige Part des Abenteuers. Es ist meistens ein Irrtum, davon auszugehen, dass Ziele automatisch glücklich machen. Wer sich zu sehr nur auf das Ziel versteift, ohne zu realisieren, dass die Reise eigentlich wichtiger ist als das Ziel selbst, kann in ein tiefes Loch fallen: das angestrebte Endergebnis ist zwar erreicht, das Hochgefühl bleibt aber aus oder ist nur von sehr kurzer Dauer. Viele arbeiten auf ein bestimmtes Ziel hin, ohne gross zu hinterfragen, was genau sie erreichen möchten und vor allem auch, warum sie dies überhaupt anstreben. 

Wenn wir der Frage nach dem Warum nachgehen, gibt es viele und oftmals sehr persönliche Gründe, denen wir uns teilweise vorgängig nicht vollumfänglich bewusst sind: sind wir schlichtweg auf der Suche nach der allumfassenden Glückseligkeit, die wir – vielleicht fälschlicherweise – mit diesem Ziel verbinden? Dann sollten wir kritisch hinterfragen, ob wir uns glücklicher fühlen und all unsere Probleme gelöst sein werden, wenn wir z.B. mehr verdienen, eine wichtigere Position einnehmen oder jünger und schlanker aussehen. Oder aber wollen wir herausfinden zu was wir in der Lage sind, unsere Grenzen ausloten und letztere möglichst auch überwinden? Hoffentlich bringt das Bewusstsein um diesen Prozess eine gewisse Leichtigkeit, Neugierde und Freiheit mit sich. Auch auf Umwegen kann man ans Ziel gelangen und allenfalls ist gar eine Richtungskorrektur angebracht. Möglicherweise ergeben sich einige unerwartete Erlebnisse am Wegrand, die den Prozess und diese ganze Erfahrung bereichern. Wäre es nicht schön, wenn wir diese Facetten, diese Erlebnisse und Emotionen bewusst annehmen könnten, einfach mit dem Ziel, an ihnen zu wachsen? So gesehen kann der Lernprozess Teil des Ziels werden und der Erfolg ist sozusagen schon vorprogrammiert.

Mit der Erkenntnis, dass der Moment das Einzige ist, das zählt, werden wir hoffentlich auch den Weg geniessen, Erkenntnisse und Lehren daraus ziehen und so Glücksgefühle und Zufriedenheit erfahren.

Denn wir sollten nicht vergessen: Wer das Ziel trifft, verfehlt alles andere.

Mit dieser Einstellung könnten wir wohl dem Sinn des Zitats von Konfuzius am nächsten kommen.